Gattung | Gemälde |
Material | Öl auf Leinwand |
Maße | 40 x 65 cm |
Signatur | unbezeichnet |
Restauriert mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung
Forschungsstand
Die Provenienz ist ungeklärt und wird weiter erforscht.
Faszination Capri
„Als ich aber fühlte, daß das Wasser kühl war, blickte ich an die Decke der Wölbung, meinend, der blaue Schein müsse von da kommen. Aber die Decke war geschlossen, und ich erkannte endlich, vom Feuer abgewendet, halb und halb einiges von ihrer Gestalt. Das Wasser aber blieb mir wunderbar, und mir schwindelte darin, denn wenn die Wellen etwas ruhten, war es mir gerade, als schwömme ich im unabsehbaren blauen Himmel.“
August Kopisch: Entdeckung der blauen Grotte auf der Insel Capri, 1838
Im Sommer 1826 entdeckte der deutsche Dichter August Kopisch (1799–1853) eine sagenumwobene Grotte auf der italienischen Insel Capri. Seine Eindrücke verewigte der Romantiker in der 1838 erschienenen Erzählung „Entdeckung der blauen Grotte auf der Insel Capri“.
Mit seiner Schilderung löste Kopisch eine bis heute anhaltende Begeisterung für die Grotte aus. Künstler*innen setzten sich immer wieder mit dem Motiv auseinander – so auch Carl Friedrich Seiffert. Von ihm sind bisher fünf Fassungen bekannt, die ab den späten 1840er Jahren bis an sein Lebensende entstanden. Jene „Blaue Grotte“, die sich heute in der Berlinischen Galerie befindet, ist unbezeichnet. Ihr Entstehungsdatum wird auf 1861 geschätzt.
2017 wurde eine ebenfalls undatierte und unbezeichnete Version in der Villa Grisebach versteigert. Nach Angaben des Auktionshauses wurde sie in den Jahren nach Seifferts Italienaufenthalt 1847 gemalt.
Eine größere, signierte Fassung aus dem Jahr 1860 befindet sich in der Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin. Sie kam 1877 aus dem Nachlass von Prinzessin Marie von Preußen in die Sammlung.
1928 versteigerte das Berliner Auktionshaus Leo Grünpeter eine signierte und auf 1884 datierte Fassung. Ihr Verbleib ist unbekannt. Außerdem befindet sich in der Graphischen Sammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg eine Ausführung, die als Vorstudie gilt. Die Vielzahl der Variationen macht es für Provenienzforscher*innen schwierig, eine bestimmte Version zu identifizieren und deren Weg nachzuzeichnen. Zudem bleibt es fraglich, ob die unbezeichneten Fassungen unzweifelhaft von Seifferts Hand stammen.
Die Studiensammlung von
Waldemar Grzimek
Die Carl Seiffert zugeschriebene Fassung der „Blauen Grotte“ ist Teil der Studiensammlung von Waldemar Grzimek (1918–1984). Nach dessen Tod kamen 76 Gemälde daraus an die Berlinische Galerie. Grzimek war ein Berliner Bildhauer. Er hatte zu Studienzwecken Werke zusammengetragen, die die Entwicklung der Plastik und Malerei zeigten. Er konzentrierte sich auf Berliner Kunst, von Skulpturen über Eisengüsse und Porzellan bis zu Gemälden, vorrangig aus dem 19. Jahrhundert.
Doch wie kam „Die Blaue Grotte auf Capri“ in die Studiensammlung von Waldemar Grzimek? Erwarb er das Gemälde selbst oder befand es sich vielleicht schon in der Sammlung seiner Eltern, die seit 1920er Jahren Kunstwerke zusammentrugen? Das lässt sich bislang nicht nachvollziehen.