Swinguerra, 2019, 21:00 Min.
Der Film „Swinguerra“ wurde in Zusammenarbeit mit Tanzgruppen aus den Außenbezirken von Recife entwickelt, abseits der wirtschaftlichen und politischen Macht des Nordostens Brasiliens. Eine vielfältige lokale Popmusikszene — die von einer Tradition festlicher und religiöser afrikanischer Rituale bis hin zur Einbeziehung amerikanischer Pop-Einflüsse reicht — wird hier anhand von drei Musik- und Tanzrichtungen beispielhaft präsentiert: Swingueira, Brega funk und Passinho do maloka.
In der traditionellen „Swingueira“ trainieren unabhängige Tanzgruppen, die aus bis zu 50 Jugendlichen bestehen, auf Sportplätzen eifrig darauf hin, bei jährlichen Wettbewerben gegeneinander anzutreten. Entstehend aus dem Bedürfnis nach sozialer Integration, erschaffen diese Wettbewerbe Erfahrungen von Zugehörigkeit. „Brega funk“ stammt von „Swingueira“ ab. Die Tänzer*innen treten im Unterschied aber kommerziell auf Bühnen in Nachtclubs und bei Konzerten mit einem MC auf. In der „Passinho do Maloka“ kreieren Jugendliche Choreographien zum Spaß und für soziale Medien.
Inmitten allgegenwärtiger politischer und gesellschaftlicher Kämpfe um soziale Gerechtigkeit und Wiedergutmachung mit der Vergangenheit ist der Film eine empathische Beobachtung lokaler — aber nicht einzelner — Konflikte. Die im Video repräsentierten Schwarzen Männer, Frauen und Transgender Künstler*innen nutzen den Tanz als ein Mittel zum Widerstand. In einem Land mit der weltweit höchsten Mordrate an Transvestiten, Transgender und Homosexuellen haben die Protagonist*innen die Chance, vor der Kamera und beim Tanzen sie selbst zu sein. „Swinguerra“ ist ein Fest der Vielfalt und ein Spiel aus zwei Worten: „Swingueira“, die Tanzrichtung, und aus dem portugiesischen „guerra“ für Krieg oder Kampf.