Rückblick

Bárbara Wagner & Benjamin de Burca

Im IBB-Videoraum

Bárbara Wagner und Benjamin de Burca arbeiten vor allem in den Bereichen Film und Fotografie. Ihre Werke weisen dokumentarische wie auch fiktionale Züge auf.

Bárbara Wagner & Benjamin de Burca Swinguerra, 2019 Vídeo 2K, cor, som [2K video, color, sound] 21’00”

Bárbara Wagner & Benjamin de Burca Swinguerra, 2019 Vídeo 2K, cor, som [2K video, color, sound] 21’00”

© Bárbara Wagner & Benjamin de Burca. Cortesia [Courtesy] Fortes D’Aloia & Gabriel, São Paulo/Rio de Janeiro

Insbesondere populäre Musik-Genres und deren identitätsstiftende Rolle für unterschiedliche Gruppierungen sowie deren Selbstdarstellung sind integrale Bestandteile der Recherche des Künstler*innen-Duos. Durch Rhythmus, Songtexte und Tanz verhandeln die Filme von Wagner und de Burca Aspekte wie Sichtbarkeit, Vorurteile und scheinbar marginale kulturelle Phänomene, die im Leben der porträtierten Menschen aber von großer Bedeutung sind.

Swinguerra, 2019, 21:00 Min.

Der Film „Swinguerra“ wurde in Zusammenarbeit mit Tanzgruppen aus den Außenbezirken von Recife entwickelt, abseits der wirtschaftlichen und politischen Macht des Nordostens Brasiliens. Eine vielfältige lokale Popmusikszene — die von einer Tradition festlicher und religiöser afrikanischer Rituale bis hin zur Einbeziehung amerikanischer Pop-Einflüsse reicht — wird hier anhand von drei Musik- und Tanzrichtungen beispielhaft präsentiert: Swingueira, Brega funk und Passinho do maloka.

In der traditionellen „Swingueira“ trainieren unabhängige Tanzgruppen, die aus bis zu 50 Jugendlichen bestehen, auf Sportplätzen eifrig darauf hin, bei jährlichen Wettbewerben gegeneinander anzutreten. Entstehend aus dem Bedürfnis nach sozialer Integration, erschaffen diese Wettbewerbe Erfahrungen von Zugehörigkeit. „Brega funk“ stammt von „Swingueira“ ab. Die Tänzer*innen treten im Unterschied aber kommerziell auf Bühnen in Nachtclubs und bei Konzerten mit einem MC auf. In der „Passinho do Maloka“ kreieren Jugendliche Choreographien zum Spaß und für soziale Medien.

Inmitten allgegenwärtiger politischer und gesellschaftlicher Kämpfe um soziale Gerechtigkeit und Wiedergutmachung mit der Vergangenheit ist der Film eine empathische Beobachtung lokaler — aber nicht einzelner — Konflikte. Die im Video repräsentierten Schwarzen Männer, Frauen und Transgender Künstler*innen nutzen den Tanz als ein Mittel zum Widerstand. In einem Land mit der weltweit höchsten Mordrate an Transvestiten, Transgender und Homosexuellen haben die Protagonist*innen die Chance, vor der Kamera und beim Tanzen sie selbst zu sein. „Swinguerra“ ist ein Fest der Vielfalt und ein Spiel aus zwei Worten: „Swingueira“, die Tanzrichtung, und aus dem portugiesischen „guerra“ für Krieg oder Kampf.

Biografie

Bárbara Wagner (*1980, Brasília, Brasilien) hat einen Abschluss in Journalismus der UFPE, Recife, Brasilien, und einen Master in Bildender Kunst des Dutch Art Institute, Arnhem. Benjamin de Burca (*1975, München, Deutschland) schloss sein Studium der Bildenden Künste an der Glasgow School of Art ab und erhielt einen MFA an der Universität von Ulster. Die Künstler*innen arbeiten seit 2011 zusammen. Sie hatten zahlreiche Einzelausstellungen in Museen und Galerien darunter Stedelijk, Amsterdam (2019), Art Gallery of York University, Toronto (2018), Museo Jumex, Mexiko-Stadt (2019); und sie nahmen an großen Gruppenausstellungen wie Manifesta 13, Marseille (2020); 58. Biennale Venedig (2019); Skulptur Projekte, Münster (2017); und der 32a São Paulo Biennale (2016) teil. Ihre Arbeiten wurden auch in der Berlinale (2019, 2018, 2017), im Filmfestival von Locarno (2019) und im Internationalen Dokumentarfilmfestival von Tel Aviv (2017) präsentiert.

Swinguerra, 2019, Vídeo 2K, cor, som
[2K video, color, sound], 21’00”, (extract)

Der IBB-Videoraum
in der Berlinischen Galerie

Im IBB-Videoraum werden im monatlichen Wechsel Künstler*innen präsentiert, die durch einen innovativen Umgang mit den Medien Film und Video aufgefallen sind. Das Programm umfasst nicht nur etablierte Vertreter*innen der zeitgenössischen Videokunst, sondern auch junge Künstler*innen, deren Werke bisher kaum in Museen zu sehen waren. Ihnen soll in der Berlinischen Galerie ein erster institutioneller Auftritt ermöglicht werden. Punktuell finden zu den Screenings Veranstaltungen wie Künstler*innengespräche oder Performances statt. Im 12×12-Programm waren bereits unter anderem Arbeiten von Hito Steyerl, Laura Horelli, Vajiko Chachkhiani oder Maya Schweizer und Clemens von Wedemeyer zu sehen.

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Die Realisierung erfolgt mit freundlicher Unterstützung der