Rückblick

Erwin
Blumenfeld

DADA-Montagen

In den 1940er- und 50er-Jahren gehörte Erwin Blumenfeld, 1897 in der Berliner Wilhelmstraße geboren, 1969 in Rom gestorben und begraben, zu den gefragtesten Modefotografen der Welt.

Weit weniger bekannt ist das Frühwerk des im spätwilhelminischen Berlin aufgewachsenen Künstlers jüdischer Herkunft: Die oft von beißendem Humor geprägten Dada-Montagen, entstanden zwischen 1916 und 1933. Die Freundschaft mit Paul Citroen und Walter Mehring, die als Maler und Dichter Anerkennung finden, die Verbindung zur Berliner Boheme um Else Lasker-Schüler und zu Herwarth Waldens Galerie Der Sturm sowie die Verehrung für George Grosz kollidieren mit Blumenfelds Lehrjahren in der Konfektion. Er verspürt einen künstlerischen Drang, verfolgt jedoch den Werdegang eines Kaufmanns und eröffnet 1923 in Amsterdam einen Ledertaschenladen für Damen. Theater, Kino, bildende Kunst und Literatur stoßen zusammen mit Blumenfelds Produktions- und Lebensalltag, was seiner Kunst eine ganz eigene Bildsprache verleiht. Dadaistisch ist seine zynische, äußerst individualistische Grundhaltung: Spott und Anarchie. Der 1933 durch die »nationalsozialistische Machtergreifung« besiegelte Bankrott seines Geschäfts zwingt Blumenfeld dazu, sich beruflich als Fotograf zu versuchen.

Die von Helen Adkins kuratierte Ausstellung widmet sich erstmals umfassend dem Montage-Werk. Die Auswahl von 50 Montagen und 30 Fotografien stammt aus dem Nachlass des Künstlers in Paris und Cambridge, aus der Sammlung der Berlinischen Galerie sowie einigen Privatsammlungen.

Die Ausstellung ist thematisch gegliedert:
Der Besucher lernt den Künstler durch einzigartige Selbstporträts kennen, erfährt von dessen Verehrung für Charlie Chaplin und den farbigen Boxer Jack Johnson, spürt die tiefgründige Abneigung gegen Wilhelm II. und den "Großen Diktator".

Die Ausstellung basiert auf der 2008 im Hatje Cantz Verlag erschienenen Blumenfeld-Monografie.