Thievery and Songs (2016, 22:40 Min.)
Thievery and Songs [dt. Diebstahl und Gesänge] besteht aus mehreren ineinander verschachtelten Erzählsträngen, die sich einer Hierarchisierung entziehen. Ein weitgehend emotionsloser Erzähler berichtet von dem Verlauf seiner psychoanalytischen Sitzung, bei der sich der Therapeut eher durch seine Obsession für die österreichische Herkunft seines Patienten als durch fachliche Kompetenz auszeichnet. Er beschreibt die erschütternde Geschichte seiner Großtante, die in den 1930er Jahren als Leibeigene eines nationalsozialistisch gesinnten Landwirts dessen Willkür ausgesetzt war. Seine Ausführungen zeigen Parallelen zwischen der österreichischen Nachkriegskunst und dem Katholizismus auf und sind in eine Rahmenerzählung um eine jüdische Tänzerin eingebettet, die 1938 nach Mumbai fliehen musste. Neben selbstgedrehten Performances sind adaptierte Fotos, Knetmodelle und Zeichnungen zu sehen, die das Gehörte zum Teil visualisieren, zum Teil auf absurde Weise brechen. Außer einer Reflexion über Österreich erlaubt der Film so auch eine Auseinandersetzung mit grundsätzlicheren Fragen nach Erinnerung, Geschichtsschreibung und Identitätsbildung. Er ist geprägt von einem leisen Witz, der stets nah an der Melancholie liegt.