Malerei
Die fünfteilige große Bilderserie „Das Körperkörper-Problem“ von Clemens Krauss ist 2005 als Rauminstallation für den Ausstellungsraum Bunker unter der Arena Berlin entstanden. Die menschlichen Körper sind mit ungewöhnlich dicker, Ölfarbe plastisch auf den Bildgrund aufgetragen und zeigen fragmentierte Figuren in unterschiedlichen Bewegungsstadien. Vor neutralem weißen Grund arrangieren oder isolieren sich die Gestalten zu Gruppen. Dennoch ergeben sich räumliche Bezüge, die eine - auch psychische - Spannung entstehen lassen. Gerade in ihrer Anonymität können die Figuren vom Betrachter als Identifikations- und Bezugsmodelle gesehen werden, als Paradigmen heutiger Daseinsformen.
„Wendy“ von Cornelia Renz entstand 2006. Die Künstlerin arbeitet mit Pigmentstiften auf Acrylglas, gleichsam moderne Hinterglasmalerei. Ihre Thematik sind junge Frauen, Mädchen, oftmals in hochhackigen Stiefeln, mit Maschinengewehren bewaffnet vor phantastischen oder auch der Konsum- und Warenwelt entnommenen Hintergründen. Aggressivität und Sex spielen in dieser ansonsten kindlichen Welt, die trotz allem unschuldig wirkt, eine große Rolle. Das Abgründige und Gefährliche wird hier scheinbar naiv ebenso schonungslos wie spielerisch aufgezeigt.
Ter Hell gehörte zu der Gruppe von Künstlern, die sich 1979 in Berlin Kreuzberg zur Selbsthilfegruppe 1/61 zusammengefunden hatte, die sich als Gegenpol zur Gruppe der sogenannten Moritzboys, der „Jungen Wilden“ verstand. Sie bestand nicht länger als ein Jahr. Aus dieser Zeit stammt das Blaue Stoffbild (1980), eine gegenstandslose Komposition, die aus der Spannung von Ornament (Punkten) und Fläche lebt. Das Bild entstand jedoch keineswegs aus rein ästhetischen Überlegungen, sondern aus dem damaligen intensiven Lebensgefühl und einer intellektuellen Durchdringung bildnerischer Problematik.
Klaus Killisch hat seine Ausbildung in Ost-Berlin erfahren und schon in der Vorwendezeit stark expressive Bilder im Stil der damaligen „wilden“ Malerei geschaffen. Gefördert durch einen Aufenthalt in New York hat sich seine Malerei in eine andere Richtung bewegt, die mit neuen Materialien, wie Leucht- und Lackfarben die Inahlte von Umwelterfahrungen wie z.B.Plakatwerbung mit in das Bildgeschehen einbezieht. Auch reale Objekte, wie Schallplatten werden dabei im Bild verarbeitet. Die Künstlichkeit der Farben entspricht unserem heutigen Großstadterleben. Zu sehen von ihm: Sehnsucht im Herzen von 2003.
In den neuen Arbeiten von Markus Wirthmann geht es um die Verarbeitung von Texten durch ein Computerprogramm, das diese als Bilddatei in Farben transformiert. Die Bilder dieser Serie entstanden nach den vier Gesetzen für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Hartz I – IV). Die so gewonnenen Bilddateien wurden anschließend mit einem digitalen Belichtungsgerät auf Aludibond übertragen. Dadurch entstanden unverwechselbare Bilder, die auch in den Text zurückübersetzt werden könnten. Der Computer wird als Medium genutzt, das eine bildnerische Übersetzung einer anderen Ausdrucksform, nämlich der Schrift und des Textes, erzeugt. Das Ergebnis wird ein farbiges Bild, das für den Betrachter keinerlei Verbindung zu der zugrundeliegenden Vorlage offenbart, sondern als ästhetisches Produkt/Kunstwerk betrachtet werden kann.
Fotografie
Die vier großformatigen Fotoarbeiten von Rentnerehepaaren „In the Street“ von Boris Mikhailov sind zwischen 2001 und 2003 aufgenommen. Es sind Live-Fotografien, die er auf West-Berliner Straßen fotografierte. Diese Ehepaare gehören zu seiner Generation, sie sind auf den Straßen unterwegs oder stehen an der Imbissbude, es sind die sogenannten normalen Menschen weder arm noch reich. Der urbane Kontext ist nicht weiter aufregend, diese Gegend scheint ihr Zuhause zu sein. Genau beobachtet ist die Konstellation in der sie sich miteinander bewegen, die Körpersprache und ihr äußeres Erscheinungsbild. Auch wenn solche ähnlichen Paare überall zu finden sind, sind diese hier besonders typisch für Berlin.
„Im Garten“ von 2003/2004 zeigt nach den eigenen Worten von Heidi Specker die Suche nach parallelen Strukturen in Natur und Architektur. Danach wachsen Bäume ebenso wie Häuser in den Himmel und ebenso, wie sich Bäume gabeln, tun es auch Straßen. Dementsprechend finden sich auf den Bildern Kombinationen von Häusern und den städtischen Resten der Natur, bei denen die Bäume natürlich Vorrang haben. Wie schon ihren frühen Arbeiten sind auch diese digital entstanden. Durch die Bearbeitung ihrer Bilder am Computer werden die jeweiligen Eigenschaften wie Material, Form und Farbe besonders betont. „Im Garten“ zeigt malerisch wirkende Bilder über das, zum Teil verblüffende, Nebeneinander von Natur und Kultur.
Der in Berlin lebende Brite Stephen Wilks kam als Daad-Stipendiat in die Stadt. In seinen Fotografien gelingt es ihm, ganz alltäglichen Dingen einen besonderen Reiz abzugewinnen. Mit Humor und Entdeckerfreude bewegt er sich durch Berlin und isoliert seine Sujets (Gegenstände, Tiere, Menschen, Orte) so aus ihrem gewohnten Zusammenhang, dass sie rätselhaft und unwirklich erscheinen. Wilks geht es um die poetische Kraft der Bilder und nicht um dokumentarische Genauigkeit.
- mit Hörbehinderungen
Grafik
Mit ihren großformatigen, mit Collageelementen versetzten Arbeiten geht es Brigitte Waldach nur vordergründig darum, eine Bild-Geschichte zu erzählen. Mit knappen, roten Umrisslinien, wenigen roten Farbflächen und einem rot-weißen Tapetenstück, sind auf dem Papier Figuren und ihre Umgebung angedeutet. Unwillkürlich beginnt der Betrachter die einzelnen Bildelemente aufeinander zu beziehen, stößt dabei jedoch auf mancherlei Ungereimtheiten. „No day or night“ – im Titel der Zeichnungen klingt an, dass es sich bei ihnen weniger um die Darstellung eines bestimmten Geschehens handelt als vielmehr um eine Spielart konzeptueller Kunst. Wahrnehmungsmuster werden aufgegriffen und zugleich unterlaufen.