„The Blind Rabbit“ (2021, 43 Min.) ist eine pointierte Kritik des systemischen Machtmissbrauchs in Indien. Paul beleuchtet verschiedene, vermeintlich voneinander unabhängige Ereignisse wie den Ausnahmezustand, der 1975 bis 1977 von Premierministerin Indira Gandhi ausgerufen wurde und wesentliche Grundrechte einschränkte; die Anti-Sikh-Pogrome von 1984 sowie den Angriff der Polizei auf Studierende der Jamia Millia Islamia Universität im Jahr 2019. Dabei offenbart sie tradierte Strukturen von Polizeigewalt und Willkür. Indem sie Text-, Bild- und Tonfragmente zu einem Essay verwebt, trägt sie der Komplexität multipler Wahrheiten Rechnung, relativiert aber nie das erlittene Unrecht. Bemerkenswert ist ihr Einsatz von Fiktion als Mittel, um dem Problem der stets partiellen Erinnerung zu begegnen und ihr widerständiges Potenzial zu entfachen.
„Long Hair Short Ideas“ (2014, 21 Min.) erzählt von Shanti, der Frau des revolutionären Dichters Vidrohi (1957-2015). Paul verflechtet die turbulente politische Geschichte Indiens in den 1970er Jahren mit Shantis Biografie und ihren individuellen Erfahrungen im Bereich (häuslicher) Arbeit, Partnerschaft, Sexualität sowie alltäglichen Diskriminierungen als Frau. So wirft sie ein Schlaglicht auf die üblicherweise abwesende Figur der „Frau des Revolutionärs“ und porträtiert Shanti als eigenständige Person mit einer eigenen Geschichte des Widerstands.