In der Ausstellung konzentriert sich Greenfort auf die Elemente Gas und Glas und führt diese in raumgreifenden Installationen zusammen. In der Kombination aus neuen Arbeiten und Archivmaterialien untersucht er dabei sowohl die künstlerische als auch die soziale Bedeutung von Glas und (Gas-) Licht. Damit verweist er auf die Bedeutung der GASAG für die Beleuchtung der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert ebenso wie auf die Geschichte des Kulturstandortes Berlinische Galerie. Diese befindet sich in den Räumen eines ehemaligen Glaslagers und beherbergt mit dem Puhl & Wagner- Archiv den Nachlass eines der bedeutendsten Unternehmen für Glaskunst im 20. Jahrhundert.
Durch den Einsatz von historischen Gaslaternen, die für die Ausstellung teilweise auf LED- Beleuchtung umgerüstet sind, stellt Greenfort die Frage nach der Vereinbarkeit von liebgewonnenen (Seh-) Gewohnheiten mit zeitgenössischem Umweltbewusstsein – in einer Stadt, die den weltweit größten Bestand an aktiven Gaslaternen betreibt. In Zusammenarbeit mit der benachbarten Schule der Glaser-Innung Berlin entstehen weitere Werke. Diese werden ergänzt durch Archivalien zur künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts aus den Museumsbeständen.
Schließlich reflektiert die Ausstellung auch den Kunstpreis selbst, die Rolle und die Freiheit des Künstlers im Dialog mit Museen und Wirtschaftsunternehmen. Eine besondere Bedeutung hat dabei für Greenfort der Ausstellungskatalog, dessen formale Gestaltung zentraler Bestandteil des künstlerischen Gesamtkonzepts ist.
Mit dem GASAG-Kunstpreis, der in dieser Form zum zweiten Mal vergeben wird, ehren die Partner alle zwei Jahre eine künstlerische Position an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Technik. Die Jury begründete die Entscheidung für den an der Akademie im dänischen Fünen und an der Städelschule in Frankfurt/Main ausgebildeten Künstler folgendermaßen:
„Tue Greenfort gehört zu einer jüngeren Künstlergeneration, die einen neuen ästhetischen Zugang zu ökologischen Themen eröffnet. Allerdings geht es dem Künstler nicht nur um Fragen der Nachhaltigkeit, sondern auch um das Verständnis von Ökologie als ein „Systemmodel für soziale, ökonomische und kulturelle Phänomene und Zusammenhänge“ (Greenfort). Er bearbeitet dieses Feld mit subtilen inhaltlichen Anspielungen, formaler Präzision und ironischen Bezügen auf die Kunst der 1960er und 1970er Jahre. Dabei sind seine Werke stets ortsspezifisch angelegt und setzen sich mit historischen Fakten ebenso auseinander wie mit chemisch-physikalischen Prozessen. Wissenschaftliches Verfügungswissen, künstlerische Forschung und ästhetischer Gestaltungswille gehen bei Greenfort insofern eine fruchtbare Synthese ein.“
Jury:
Prof. Dr. Eugen Blume, Leiter des Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, Berlin; Markus Strieder, Künstler, Berlin; Dr. Luca Ticini, Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig, Dr. Susanne Witzgall, Akademie der Bildenden Künste, München; Dr. Thomas Köhler, Direktor Berlinische Galerie, Beisitzer: Birgit Jammes, Sponsoring-kommunikation GASAG, Berlin und Dr. Heinz Stahlhut, Leiter Sammlung Bildende Kunst, Berlinische Galerie
Nominierte Künstler:
Aleksandra Domanovic, Simon Dybbroe Møller, Antje Engelmann, Emanuel Geisser, Tue Greenfort, Wiley Hoard, Shirin Homann-Saadat, Cyrill Lachauer, Silvia Lorenz, Agnieszka Polska, Katinka Pilscheur, Reinigungsgesellschaft (Henrik Mayer und Martin Keil), Vanessa Safavi, Pola Sieverding, Ming Wong, Pablo Zuleta Zuhr
Kuratorium:
Marius Babias, Leiter Neuer Berliner Kunstverein; Katja Blomberg, Leiterin Haus am Waldsee; Amir Fattal, Künstler, Kurator Tape Club und künstlerischer Verantwortlicher Ateliers im Funkhaus Nalepastraße; Gabriele Horn, Leiterin Kunstwerke; Urs Kuenzi, Leiter Substitut – Raum für aktuelle Kunst aus der Schweiz; Christiane Rekade, Freie Kuratorin, tätig u. a. in Berlin und Basel/CH; Heinz Stahlhut, Leiter Sammlung Bildende Kunst Berlinische Galerie; Frank Wagner, Freier Kurator, tätig u. a. an der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK)