Berliner Architekturen – begreifbar für alle

Anlässlich der Ausstellung „Anything Goes? Berliner Architekturen der 1980er Jahre“ fand im Sommersemester 2020 an der TU Berlin die Lehrveranstaltung „Berliner Architekturen der 1980er Jahre – begreifbar für alle“ statt. In einem Blockseminar wurden Gestaltungsschwerpunkte der Architektur und des Städtebaus in den 1980er Jahren in Ost- und West-Berlin behandelt. An den Veranstaltungen, unter Leitung von Annette Müller und Robert Niemann, haben 25 Student*innen der Fachrichtungen Architektur und Bühnenbild_Szenischer Raum teilgenommen.

 Viele Menschen betrachten ein Tastmodell. Zwei Personen betasten es, eine davon spricht.

© Technische Universität Berlin

Ziel

Im Fokus stand die Suche nach Möglichkeiten, durch Modelle und Objekte allen Museumsbesucher*innen das Baugeschehen in beiden Teilen Berlins der 1980er Jahren näher zu bringen. Vor allem blinden und sehbehinderten Personen soll das Angebot den Zugang zu einzelnen Aspekten der Architektur und des Städtebaus verschaffen.

Konzeption

Es entstanden sieben thematisch sehr unterschiedliche inklusive Konzepte für Tastmodelle. Wie kommt etwa John Hejduk von der Skizze eines Fuchses zum Architekturentwurf des Kreuzberg Towers? Auch multisensorische Stationen wurden erarbeitet, die räumliche Erfahrungen zu den Orten Tegeler Hafen, Nikolaiviertel und Friedrichstadt-Palast vermitteln. Eine Skulptur aus prägnanten Elementen postmoderner Architektur eröffnete einen spielerisch-künstlerischen Zugang zum Thema.

Die Konzepte waren im weiteren Verlauf Grundlage für die Entwicklung von Arbeitsmodellen. Diese wurden in einer Präsentation den Projektbeteiligten, von der Museumsleitung bis zu den späteren Nutzer*innen, vorgestellt. Sie diskutierten anhand der Beispiele, was für die Ausstellung realisiert werden soll. Um die Anforderungen von blinden und sehbehinderten Menschen einfließen zu lassen, waren Selbstvertreter*innen in den Entscheidungsprozess eingebunden.

Umsetzung

Nach der Präsentation wurden fünf Konzepte ausgewählt und unter Einbezug der Hauptfokusgruppe partizipativ umgesetzt:

  • Rückkehr zum „Berliner Block“
  • Nikolaiviertel – Rückbezug auf die Geschichte
  • Zitate aus der Geschichte
  • Vielfalt in der Einheit
  • Mutter-Kind-gerechte Wohnungen

In dem Kooperationsprojekt ging es auch um die Sensibilisierung von Studierenden. Sie hatten die Gelegenheit, in dem Projekt das Konzept des Design for all in der Praxis kennen zu lernen und dieses als selbstverständliche Gestaltungs- und Planungsaufgabe zu verstehen.

In der Ausstellung

In der Ausstellung „Anything Goes? Berliner Architekturen der 1980er Jahre“ ermöglichen die Tastmodelle allen Besucher*innen ein multisensorisches Erlebnis. Sie vermitteln wesentliche Stadt- und Baukonzepte der 1980er Jahre. Hintergrundinformationen dazu können über das eigene Smartphone abgerufen werden. Ein Screenreader ermöglicht das Vorlesen der Texte. Aufmerksamkeitsfelder auf dem Boden weisen auf die Stationen hin. Darüber hinaus liegen alle Ausstellungstexte als Broschüre in Großdruck aus. Tastführungen mit Beschreibungen der Bauten, Audiobeispielen und Interviews ergänzen das Angebot.

Zur Übersicht der Tastmodelle

Ein Projekt der Berlinischen Galerie in Kooperation mit Modell+Design, Technische Universität Berlin

Zwei Hände bestasten ein Tastobjekt aus 9 taktil ausgearbeiteten Würfeln, die einen Quader bilden. Es steht auf einem Sockel mit einer Beschriftung.

Vielfalt in der Einheit, Modell+Design, Technische Universität Berlin, Entwurf: Linus Werner, © Roman März