Gen Z als MC – Diskriminierung in Multiperspektive

Podcast-Projekt im Rahmen des Freiwilligen Sozialen Jahres Kultur

Im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres Kultur (FSJK) in der Berlinischen Galerie lernte Elisa Nguyen Xuan diverse Lebensrealitäten und Erfahrungen innerhalb der jungen Generation Z kennen. Diese „Multiperspektive“ auf das Thema Diskriminierung bringt sie in einer Podcast-Reihe zusammen: Gen Z als MC.

In der Hip-Hop-Szene bezeichnet die Abkürzung MC (Master of Ceremonies, dt. Zeremonienmeister*in) Rapper*innen oder Sidekicks, die auf einer Bühne einem Anliegen Gehör verschaffen und für Unterstützung aus dem Publikum sorgen. In dieser Podcast-Reihe werden die Gesprächspartner*innen zu MCs ihrer Generation und für das Thema Diskriminierung. Mit Generation Z werden Personen bezeichnet, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind. In dem Projekt sprechen vier Vertreter*innen dieser Gruppe miteinander und thematisieren Diskriminierung aus unterschiedlicher Perspektive.

Drei Folgen widmen sich jeweils den Themen Rassismus, Queerness und Neurodiversität. Elisa Nguyen Xuan hat zu jedem Thema einen Gast eingeladen, der*die zurzeit ebenfalls ein FSJK absolviert und Teil einer diskriminierten Gruppe ist. Ausgehend von Themen im Kulturbetrieb sprechen sie über die Zeit während des FSJK, ihre persönlichen Erfahrungen sowie über den Umgang mit Diskriminierung in der Generation Z.

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Intro

Worum geht es in diesem Podcast?

Elisa

Elisa Nguyen Xuan ist eine queere vietdeutsche Person und macht ihr Freiwilliges Soziales Jahr Kultur in der Berlinischen Galerie, wo sie in der Abteilung Kommunikation und Bildung tätig ist. Während des FSJK sind ihr vor allem die Bekanntschaften und Freundschaften ans Herz gewachsen, die sie sowohl mit Kolleg*innen in ihrer Einsatzstelle als auch mit anderen Freiwilligen gemacht und geschlossen hat. Durch sie hat Elisa u.a. ihr großes Interesse an zeitgenössischer Kunst entdeckt. Auf soziale und politische Themen wie Rassismus, Queerness und Neurodiversität in der Kunst- und Kulturszene trifft sie insbesondere beim Besuch von Ausstellungen der Berliner Museumslandschaft.

Folge 1
Rassismus

Die erste Folge thematisiert Rassismus. Fanta Kande erzählt von ihrer Lebensrealität und welche Rolle das Thema in ihrem Alltag spielt.

Diese Folge enthält Schilderungen von Rassismuserfahrungen, die einige Zuhörer*innen beunruhigen oder negative Gefühle auslösen können. Wer diesen Teil weglassen möchte, kann die Abschnitte ab Minute 22:33 bis 23:45 und 29:33 bis 35:25 überspringen.

Fanta

Fanta Kande macht ihr FSJK am Berliner Ensemble in der Theaterpädagogik. Während des Jahres hat sie viel erlebt. Ihr Highlight war ihre Regiehospitanz bei der Produktion „Vögel“. Besonders interessiert sie sich für Theater, Tanz und Gesang, da sie sich gerne präsentiert und eine Neigung für die darstellenden Künste hat. Außerdem findet sie es gut und wichtig, dass politische und gesellschaftliche Themen in Produktionen künstlerisch bearbeitet werden. Sie findet, dass es in der Theaterszene zu wenige schwarze Menschen gibt, sei es im Schauspiel oder der Regie, und wünscht sich, dass rassistische Strukturen in der Theaterwelt endlich aufbrechen. Als deutschsenegalesische Frau möchte sie in Zukunft Teil dieser Veränderung sein.

„Für mich ist Rassismus ein systematisches Angreifen gegen eine Menschengruppe. Rassismus ist für mich einfach purer Schmerz und Hass [...]. Ich habe das Gefühl, ich muss das einfach runterschlucken. Wenn ich an einer Sache Jahre hänge, würde ich daran kaputt gehen. Jeder.“

Fanta Kande

Folge 2
Queerness

In der zweiten Folge geht es mit Rike Krempkow um Queerness, die queere Community und die Bedeutung von Geschlechtsidentität, Sexualität und Labels.

Rike

Rike Krempkow macht ihr FSJK in der Jugendkunstschule Treptow-Köpenick. Abgesehen von den vielseitigen Möglichkeiten, dort Kunst zu machen und Kindern zu vermitteln, beeindrucken sie vor allem die Herangehensweisen unterschiedlicher Menschen und Altersgruppen an ihre Werke. Besonders begeistert sich Rike für die bildenden Künste, insbesondere die Malerei, sie hofft aber auch, in Zukunft mehr in Theater gehen zu können. Sie liebt es, in Kunst und Kultur queere Repräsentation zu entdecken, weil sie sonst oft nicht das Gefühl hat, ihre Lebensrealität abgebildet zu sehen. Deswegen geht sie auch gern in Drag-Shows oder Fotoausstellungen, die queeres Leben thematisieren.  Schon in der Ausstellung zu „Modebilder – Kunstkleider“ in der Berlinischen Galerie sind ihr deshalb Tabea Blumenscheins Darstellungen von Menschen außerhalb von Geschlechterklischees aufgefallen.

„Ich finde es sehr beeindruckend; manchmal hat man Siebtklässler*innen, die irgendwie schon mit Pride-Pins an ihren Rucksäcken ankommen und schon so gefestigt in ihrer Identität scheinen [...], weil ich in der siebten Klasse noch lange nicht so weit war.“

Rike Krempkow

Folge 3
Neurodiversität

In der dritten Folge lernen wir Raphael Kuhnke kennen und sprechen über seine Erfahrungen mit Autismus und dem Thema Neurodiversität.

Diese Folge enthält Schilderungen von Diskriminierungserfahrungen, die einige Zuhörer*innen beunruhigen oder negative Gefühle auslösen können. Wer diesen Teil weglassen möchte, kann die Abschnitte ab Minute 07:59 bis 09:45 und 15:37 bis 19:04 überspringen.

Raphael

Raphael Kuhnke ist FSJler im URANIA-Planetarium Potsdam. Aus seinem Freiwilligen Sozialen Jahr Kultur nimmt er vor allem die gewonnene Selbstsicherheit durch die Arbeit im Planetarium, aber auch die Erfahrungen und den offenen Austausch mit anderen FSJler*innen mit. Raphael hat neben einem Interesse für Zeichnungen und Fotografien besonders eine Faszination für Musik entwickelt, welche durch sein langjähriges Hobby Musikproduktion zusätzlich verstärkt wird. Begegnungspunkte mit Neurodiversität hat er als Person im Autismus-Spektrum vor allem im Bereich der sozialen Medien. Hier stehen zum einen Künstler*innen offen zu ihrer Neurodiversität und neurodiverse Personen teilen ihre Eindrücke und klären gleichzeitig über das Thema auf. Am häufigsten sieht sich Raphael dabei mit ASS, ADHS und ADS konfrontiert.

„Wir waren quasi drei offen neurodiverse Schüler an der Schule. Diese Schulleiterin hat uns allen den Nachteilsausgleich [...] aberkannt. Ich hab das [...] von meiner Mutter erfahren, wie sie komplett sprachlos mit den anderen beiden Müttern im
Schulleiterzimmer saß.“

Raphael Kuhnke

Konzept und Moderation: Elisa Nguyen Xuan
Aufnahmeleitung: Olga Siemons, Art/Beats
Produktion: Art/Beats
Fotos: Paulina Weiß