Die Kladde, die Hannah Höch (1889 – 1978) als Adressbuch nutzte, ist prall gefüllt mit Einträgen, einlegten Zetteln und Visitenkarten. Schließlich konnte die Künstlerin sie nur noch mit einer Paketschnur bändigen. Durchstöbert man die ungefähr 5.000 Namen, so eröffnet sich ein großer kunst- und kulturgeschichtlicher Kosmos – aber auch ihr alltägliches Bezugsfeld: Stars der Klassischen Moderne, zum Beispiel Hans Arp, Theo van Doesburg, Kurt Schwitters oder die Bauhaus-Lehrer László Moholy-Nagy und Ludwig Mies van der Rohe, sind darin ebenso verzeichnet wie Hannah Höchs bevorzugte Friseurin.
Als die Künstlerin ihr Adressbuch 1917 anlegte, konnte sie nicht ahnen, wie lange es sie begleiten würde. Die frühesten Vermerke stammen noch aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Bald darauf provozierte Höch als einzige Frau im Berliner Dada-Kreis die braven Bürger*innen mit ihren absurd-grotesken Fotomontagen zum Nachdenken über die gesellschaftlichen Verhältnisse. Die letzten Eintragungen machte die Künstlerin gut sechs Jahrzehnte später, als ihr vielfältiges Lebenswerk bereits weltweit gewürdigt wurde.
Hannah Höchs Adressbuch
1917 – 1978
Papier, handgeschrieben
ca. 430 Seiten
19 x 21 x 7 cm (geschlossen)
Erworben aus Mitteln des Senators für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin 1979