Deutschland im Herbst 1918: Der Erste Weltkrieg war verloren. Es folgte die Novemberrevolution, und Kaiser Wilhelm II. musste den Thron räumen. Doch wie sollte eine neue, demokratische Gesellschaft aussehen? Diese Frage trieb auch die Kunstschaffenden um. Sie wollten sich einbringen und engagieren. In Berlin schlossen sich Maler*innen, Bildhauer*innen und Architekt*innen zur Novembergruppe zusammen. Bald kamen auch Komponist*innen und Schriftsteller*innen dazu, und die Novembergruppe entwickelte sich zu einer der größten Künstler*innenvereinigungen der Weimarer Republik. Offen für alle Stile versammelte sie das gesamte Avantgardespektrum der 1920er Jahre – von spätem Expressionismus und Dada über reine Abstraktion bis hin zu Neuer Sachlichkeit.
Moriz Melzer (1877 – 1966) gehörte zu den Gründungsmitgliedern und entwarf um 1922 einen Schriftzug für die Novembergruppe. Die Buchstaben bestehen aus schmalen und fetten Strichen und Bögen. Dynamisch verteilen sie sich über das Blatt und demonstrieren so auch die Lebendigkeit der vielfältigen Gruppe.
Novembergruppe (typografischer Entwurf)
um 1922
Druckfarbe auf blauem Hochglanzpapier
35,5 x 21,5 cm
Erworben von Helga Kliemann aus Haushaltsmitteln der Berlinischen Galerie, Berlin 1999