Tabea Blumenschein

Dixie Marine, 1995

Tabea,

als ich Dein Werk „Dixie Marine“ gesehen habe, musste ich viel über die Repräsentation von LSBTIQ* Personen nachdenken.

Die Zeichnung zeigt eine männlich gelesene Person, die nicht der klassischen Männlichkeitsvorstellung entspricht. Du zeigst uns ein Marinemitglied, bedeckt von Tattoos. Schaue ich genauer hin, sehe ich, dass die Tattoomotive sehr verspielt sind und teilweise homoerotisch anmuten. Sein Gesicht wirkt durch die weichen Gesichtszüge feminin. Ich sehe, dass Du in Deiner Darstellung aus der Ästhetik der queeren Szene schöpfst.

Mein Blick wandert weiter und ich bemerke den braunen Dildo in seiner Hand. Die Hose ist geöffnet, aber der Schritt ist durch einen Hai verdeckt, der einen Fisch von einer Angel reißt. Ich denke kurz an die „Beefcake Kunst“ der 1950er Jahre, in der durchtrainierte Männerkörper für den schwulen Betrachter abgebildet werden und in der der Matrose eine besondere stereotype Figur darstellt. Ich habe den Eindruck, dass es Dir nicht darum geht, die Betrachtenden zu erregen, sondern sie mit der Bildsymbolik auf die Sexualisierung des schwulen Körpers durch die eigene Community hinweisen möchtest.

Du bist dafür bekannt, in Deiner Kunst marginalisierten Figuren, die nicht der Norm entsprechen, einen Raum zu geben. Für mich ist es eine Freude, die Darstellung eines queeren Körpers zu sehen. Ich hadere jedoch mit mir, da ich mich mit einem Blick auf Dein Gesamtwerk frage, wieso hier nicht mehr Schwarze Personen, Indigene Personen und Personen „of Colour“ (BIPoC) Platz haben. Das Bild, das wir von unseren Communities geschaffen haben, ist vom Weißsein und dem weißen Blick geprägt. Ich bin der Meinung, dass wenn wir BIPoC verstärkt in unsere Darstellungen mit einbeziehen beziehungsweise ihnen Raum lassen, sich selbst zu repräsentieren, wir ein neues „wir“ schaffen können und somit BIPoC sichtbar machen, die schon immer einen wichtigen Beitrag im Kampf für die LSBTIQ*-Rechte geleistet haben.

Danke.

Max

 

Gastautor*in:
Max Weiland
Gründer*in der LSBTIQ* Talentagentur uns* und freie*r Kurator*in
Pronomen: keine

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