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Engel und
Schuppentier:
„Frieda“

Sibylle Bergemann (1941 – 2010)

Fotografie von Sibylle Bergemann, Silbergelatinepapier, 33,4 x 22 cm
© Nachlass Sibylle Bergemann / OSTKREUZ

Die Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt einen schattigen Balkon und eine abgewandt stehende Person mit kurzem Haar. Sie trägt einen Mantel mit reptilienartigen Schuppen und dunkle Handschuhe. Ihr Blick geht nach unten zu einer Engelsskulptur aus hellem Stein in einer Nische. Deren rechter Arm ist erhoben, der Blick gesenkt. Oberhalb der beiden sind leere Wäscheleinen gespannt.

Sibylle Bergemann (1941 – 2010) gehörte zu den erfolgreichsten Fotograf*innen der DDR. Vor allem ihre Modeaufnahmen für die beliebte Frauenzeitschrift, die denselben Vornamen trug wie sie, nämlich „Sibylle“, machten die Künstlerin bekannt. Bergemann ging es nie um die glamouröse Inszenierung von Mode und unerreichbare weibliche Idealbilder. Sie fotografierte schlicht und ergreifend Frauen, die Kleidung tragen, und das an alltäglichen Orten, vor grauen Häuserfassaden und maroden Industrieanlagen, auf dem Gemüsemarkt oder am Strand. Die Models sind bei Bergemann keine Puppen, sondern individuelle Persönlichkeiten, die oft ein Hauch entrückter Melancholie umfängt.

Auch dieses Foto strahlt Schwermut aus – nicht nur, weil ein Friedhofsengel aus Stein neben dem Model steht. Der bröckelnde Putz und die leere Wäscheleine auf dem Balkon verbreiten Endzeitstimmung, und der von hinten präsentierte Schuppenmantel aus Leder gibt der Szene eine surreale Note. Skulptur und Model sind beide Wesen aus einer anderen Welt.

Frieda, Allerleihrauh, 1988
Kostüm: Angelika Kroker
Fotografie
Silbergelatinepapier
33,4 x 22 cm
Erworben aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern, Bonn 1991

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