Zwischen Realität
und Abstraktion:
„Der Schießplatz“

Dieter Goltzsche (*1934)

Zeichnung von Dieter Goltzsche, Tuschpinsel und Bleistift auf Papier, 42,1 x 43,6 cm
© Repro: Kai-Annett Becker, VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Eine abstrakte Tuschezeichnung mit blassen Linien, rechteckigen Formen, Klecksen und einem großen schwarzen Punkt auf hellbeigem Papier. In der oberen Hälfte befinden sich zwei Rechtecke, zwischen ihnen prangt der schwarze Punkt, im rechten Rechteck sind kleinere Kleckse vorhanden, in der unteren Hälfte geschwungene und gerade Linien.

Bleistift, Tusche, Kohle, Kreide, Pastell, Aquarell – die Techniken und Farben, die Dieter Goltzsche (*1934) verwendet, sind vielfältig, ebenso wie die Papiere, die er für seine Zeichnungen auswählt. Mit seinen Arbeiten bewegt sich der Künstler im Grenzgebiet zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Die Linien und Formen beschreiben mal ein Stück Realität, mal stehen sie nur für sich selbst und vermitteln ein ungegenständliches Bildgeschehen. Oft verbinden sich aber auch beide Extreme miteinander. Es sind nicht zuletzt die Werktitel, die einzelne Bildelemente lesbar machen.

Dieses Blatt heißt „Der Schießplatz“ und entstand 1982. Die auf den ersten Blick abstrakte Komposition aus weichen Linien, Rechtecken und Tuscheklecksen gewinnt mit diesem Wissen schnell eine räumliche Qualität. Der runde Fleck in der Mitte oben wird zum Einschussloch, die Konstruktion rechts daneben zum Schießstand. Mit solchen Darstellungen widersetzte sich Goltzsche, der in Ost-Berlin lebte und lehrte, auf subversive Weise dem politischen Kunstdiktat der DDR, die einen sozialistischen Realismus forderte.

Der Schießplatz
1982
Tuschpinsel und Bleistift auf Papier
42,1 x 43,6 cm
Schenkung des Künstlers, Berlin 2010

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