Lotte Lasersteins künstlerische Laufbahn begann im Berlin der zwanziger Jahre. Nachdem die Malerin 1927 als eine der ersten Frauen ihr Kunststudium an der Berliner Kunstakademie abgeschlossen hatte, gelang es ihr binnen kürzester Zeit sich in der vielfältigen Kunstszene der Metropole einen Namen zu machen. Die Feuilletons rühmten Lotte Laserstein als "leuchtendes Talent". Das bevorzugte Thema Lotte Lasersteins war der Mensch. In ihren Bildern hielt sie die Typen ihrer Zeit fest: modische Großstädterinnen im Café, einen jungen Motorradfahrer in voller Montur, sportive Tennisgirls oder sich schminkende junge Mädchen. Mit eindringlicher Intensität schildert sie fremdländische Gesichter, die ihr in den Straßen des kosmopolitischen Berlin begegneten. Lasersteins Realismus zwischen Distanz und Nähe, Sachlichkeit und Sensibilität suchte in der Kunst der Weimarer Republik seinesgleichen, so dass ihr ein "glanzvoller Aufstieg" prophezeit wurde.
Dieser jedoch scheiterte nur wenig später an den politischen Bedingungen. Von den Nationalsozialist*innen zur 'Dreivierteljüdin' erklärt, wurde Lotte Laserstein ab 1933 zunehmend aus dem Kunstleben ausgeschlossen. Eine Ausstellung ihrer Werke in der Stockholmer Galerie Moderne bot ihr 1937 die Gelegenheit, Deutschland mit einem Großteil der Bilder zu verlassen. Obwohl Lotte Laserstein im schwedischen Exil weiterhin mit der Kunst ihren Lebensunterhalt verdienen konnte, war es ihr unter den materiell und psychisch belastenden Bedingungen letztlich nicht möglich, in gleicher Qualität mit der Arbeit fortzufahren. Die vor der Emigration entstandenen Berliner Bilder stellen daher aus heutiger Sicht den Höhepunkt ihres umfangreichen Œuvres dar. 1993 starb Lotte Laserstein in Kalmar/Schweden.
2009 erhielten die Künstler*innen-Archive Lasersteins dokumentarischen Nachlass als Geschenk. Er umfasst Werkfotografien, Skizzenbücher, private und berufliche Korrespondenz, Unterlagen zu Ausstellungsbeteiligungen sowie Bücher aus der Bibliothek der Künstlerin.