Die Novembergruppe (NG) konstituierte sich Ende 1918 als Reaktion auf die Novemberrevolution. In ihr schlossen sich Künstler*innen, Architekten*innen, Schriftsteller*innen und Komponisten*innen unterschiedlichster Stilrichtungen zusammen. Bis zur Auflösung der Gruppe 1935 besaß sie meist um die 100 Mitglieder, die das Berliner Kunstleben prägten. Sie forderten Einfluss auf die Kunstpolitik, wie beispielsweise die Mitarbeit bei öffentlichen Bauaufgaben, bei der Kunstgesetzgebung sowie bei der Vergabe von Ausstellungsräumen. Die Mitglieder nahmen an der „Großen Berliner Kunstausstellung“ teil und organisierten zahlreiche über die bildende Kunst hinausweisende Veranstaltungen wie Konzertabende zeitgenössischer Musik oder Filmvorführungen.
Schon frühzeitig erkannte Eberhard Roters, Gründungsdirektor der Berlinischen Galerie, die Bedeutung der NG für die Etablierung der heute Klassischen Moderne wie für die kulturelle Selbstdarstellung Berlins. Seit Gründung der Berlinischen Galerie 1975 befanden sich Werke von Mitgliedern der Gruppe in der eigenen Kollektion, darunter Arbeiten von Rudolf Belling, Ernst Fritsch, Raoul Hausmann, Hannah Höch, Walter Kampmann, Issai Kulvianski, Moritz Melzer, Heinrich Richter-Berlin und Arthur Segal. Ebenso umfasst die Architektursammlung der Berlinischen Galerie Materialien zur Baukunst der Novembergruppen-Akteure Hugo Häring, Wassili und Hans Luckhardt, Hans Scharoun sowie Bruno und Max Taut.
Durch die Erwerbung des in seinem Umfang wie in seiner Qualität einzigartigen Nachlasses von Hannah Höch im Jahr 1979 wuchs dem Museum ein Fundus zu, der in einer Vielzahl von Dokumenten zu den Aktivitäten wie Auseinandersetzungen der Gruppe Auskunft gibt. Der Teilnachlass von Raoul Hausmann, der 1991 erworben werden konnte, sowie jener von Otto Möller, der als großzügige Schenkung 1999 in die Künstler*innen-Archive kam, beinhalten zudem weitere wichtige Zeugnisse von und zur Novembergruppe. Dass auch die Rezeptionsgeschichte zur Vereinigung bereits archivwürdig ist, belegen die Unterlagen sowie Manuskripte der ersten monografischen Darstellung der Novembergruppe aus dem Jahr 1969, die die Forscherin Helga Kliemann der Berlinischen Galerie 1999 übergeben hat.
Gefördert durch ein Stipendium der Gerda Henkel Stiftung konnten diese Bestände zusammen mit der Kunstsammlung der Berlinischen Galerie im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojektes aufgearbeitet werden, dessen Ergebnisse die Basis zur Entwicklung der Ausstellung „Freiheit. Die Kunst der Novembergruppe“ (09.11.2018–11.03.2019 in der Berlinischen Galerie) bildeten.
Ausstellungsbeteiligungen der Novembergruppe 1919 – 1932
Viele namenhafte Künstler der Weimarer Republik tauchen in den Ausstellungskatalogen und -führern auf. Eine Ausstellungsbeteiligung mit der NG war nicht gleichbedeutend mit einer Mitgliedschaft in der Vereinigung. Es gehörte es von Anfang an zur ausdrücklichen Politik der Novembergruppe zahlreiche Gäste in ihre Präsentationen einzubinden oder an den literarisch-musikalischen Veranstaltungen mitzuwirken.
Im Rahmen des Forschungsprojektes konnten über 480 Künstler*innen und Architekt*innen identifiziert werden, die an Ausstellungen der Novembergruppe mitgewirkt haben. In den 1990er-Jahren hat Armin Schulz, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter der Berlinischen Galerie, eine erste systematische Auflistung der NG-Mitglieder, die sich mit der Sammlung des Hauses verbinden, zur internen Nutzung erstellt. Hierauf gründet die überarbeitete, deutlich erweiterte Fassung, welche über folgenden Link heruntergeladen werden kann.