Gleich­geschaltet

Berliner Kunst während des Nationalsozialismus 1933 – 1945

Gemälde von Felix Nussbaum, Öl auf Leinwand, 50,5 x 80 cm

Felix Nussbaum, Selbstbildnis im Totenhemd, 1942

© Urheberrechte am Werk erloschen

Das Gemälde zeigt vier Personen hintereinander. Vorne rechts unten, ein junger Mann in einem weißen Hemd mit sorgenvoller Miene. Zwischen seinen Fingern hält er einen zarten Zweig mit fünf Blättern. Hinter ihm steht ein Mann in Jacke, der ein Seil hält. Sein gelbes Gesicht ist vom Bildrand abgeschnitten. Hinter ihm blicken zwei blasse Gestalten hervor.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten Anfang 1933 bedeutete auch in Berlin das Ende einer lebendigen und vielfältigen Avantgardeszene. Joseph Goebbels, Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda sowie Vorsitzender der neu gegründeten Reichskulturkammer, kontrollierte den gesamten Kulturbereich.

Gemälde von Rudolf Schlichter, Öl auf Leinwand, 179 x 100 cm

Rudolf Schlichter, Blinde Macht, 1932/37

© Viola Roehr-von Alvensleben, München

Es sollte eine „deutsche“ Kunst entstehen, geschaffen von Menschen „arischer“ Abstammung. Werke von modernen, jüdischen oder oppositionellen Künstler*innen wurden als „entartet“ abgewertet und ihre Schöpfer*innen als „Kulturbolschewisten“ diffamiert. Viele dieser Kunstschaffenden erhielten im Nationalsozialismus Lehr-, Ausstellungs- und Malverbot. Ihre Werke wurden aus öffentlichen Sammlungen entfernt und teilweise ins Ausland verkauft. Manche wurden verfolgt, verhaftet und ermordet, einige konnten sich ins Ausland retten. Von den als „entartet“ geschmähten Künstler*innen, die in Deutschland blieben, arbeiteten viele isoliert im Verborgenen weiter.

Andere Künstler*innen passten sich an und stellten sich in den Dienst der nationalsozialistischen Diktatur. Gebäude wie die Neue Reichskanzlei von Albert Speer offenbarten den ganzen Größenwahn des selbsternannten „Tausendjährigen Reichs“. Berlin sollte zur „Welthauptstadt Germania“ ausgebaut werden. Der Bildhauer Arno Breker lieferte dazu die passenden kolossalen Heldenfiguren. Wie kein Zweiter stand er für die sogenannte „völkische Kunst“. Auch Fotograf*innen wie Erna Lendvai-Dircksen folgten der völkisch-rassistischen Ideologie, die sie in einer pathetisch überhöhten Ästhetik ins Bild setzten. Dafür vereinnahmten sie sogar fotografische Stilmittel des Neuen Sehens. Der Bedarf an solchen Bildern war groß. Illustrierte, zum Beispiel die beliebte Zeitschrift „Volk und Welt“, wollten mit technisch perfekten, geschickt inszenierten Aufnahmen den nationalsozialistischen Staat als fortschrittlich und modern darstellen.