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Straßenlärm

Otto Möllers Werk „Straßenlärm" entstand 1920. Das Bild ist in Öl auf Leinwand gemalt; sein Rahmen aus braunem Holz wirkt neutral und unauffällig.

Der erste Eindruck: Was für ein Tanz aus leuchtenden Farben! 
Warmes ruhiges Gelb, schrilles Gelb, leuchtendes Gelb. Lautes helles Rot, aggressives Rot, wärmendes Rot. Und beide Farben spielen miteinander zum Orange. Dazwischen drängen sich Blau, Violett und Grün. Die Farben sind in sich überschneidende, sich bedrängende, sich zusammenballende Formen gegossen – Rechtecke, Kreise, Rhomben, Dreiecke. Jede Form hat ihre Farbe und jede Farbe ihre Form.

Aber im scheinbaren Chaos gibt es System, schälen sich bei genauerer Betrachtung die Elemente der Stadt heraus. Trotzdem bleiben sie abstrakt, der Interpretation aus unserer individuellen Erfahrung überlassen. Das Bild hat keine konstruierte Perspektive. Nur durch die Überschneidung der Formen entsteht der Eindruck von vorn und hinten, unten und oben.

Am linken unteren Bildrand liegt ein Halbrund aus Rot und Blau. Davor erheben sich bis zur Bildmitte zwei senkrechte, schlanke dunkle Linien, die grüne Kugeln tragen – vielleicht Bäume. Rechtecke aus Violett, Rosa, Hellrot und Gelb ziehen sich am unteren Bildrand entlang – Wege zum Fahren und Laufen scheinbar. Auf ihnen bewegen sich rechts eine und links zwei schmale sichelförmige tiefblaue Strukturen von links nach rechts dahin. Warme gelb-orange runde Lichter leuchten dahinter – Scheinwerfer, oder Laternen?

Am rechten und linken Bildrand neigen sich Häuser leicht schräg ins Bild hinein. Das am rechten Bildrand ist lediglich durch eine violett-graue schmale Farbfläche angedeutet. Balkongitter sind zu erkennen. Eine rot-weiße Markise ragt aus der Hausmitte und scheint über einer kleinen abstrakten rosa-farbenen Figur zu schweben, die eng am Haus steht. Links vor der Figur huscht der Wagen einer gelben Straßenbahn mit großen blauen Fenstern schräg von links nach rechts vorbei. Er kommt der Figur so nah, dass er mit dem Dach ihre Schulter überschneidet, als wolle er sie streifen. Die glatte Fassade des Hauses am linken Bildrand leuchtet Grellgelb. Seine rechteckigen Fenster sind blaue Kontraste. Das zweite rechts daneben ist weiß mit angedeuteten roten Fenstern, vor denen helle blaue Balkongitter angebracht sind. Zwischen den Häusern in der Bildmitte drängen sich überschneidende gelbe, rote, rosafarbene, blaue und violette Rechtecke und spitze Dreiecke, dazwischen behaupten sich die grünen Baumkugeln. Mal stehen die Farben freundlich nebeneinander – ein warmes Gelb lehnt sich an ein ebensolches Orange. Dann kämpfen ein grelles Gelb und ein tiefes Violett im Hell-Dunkel-Kontrast miteinander.

Mitten in diesen Farb-Formen leuchten drei schwarz-weiße Schriftzeichen auf. In der Mitte oben ein dunkelblaues Rechteck mit weißer Schrift. Nur das „B" ist deutlich zu erkennen. Die anderen Buchstaben scheinen zu verwischen. Rechts darunter schweben ein großes weißes „A" und ein „Z" – fette Schriftkörper mit zarten, kleinen, zackigen Ausläufern an den Enden, die wie Widerhaken aussehen. Und wiederum links darunter hängt ein schwarz umrandeter weißer Kreis mit einer großen römischen Eins darin.

Ganz oben ist ein sehr schmaler Streifen blauen Himmels zu sehen - fast nicht wahrzunehmen im organisierten Chaos der Großstadt.