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Einklang mit der Natur:
„Flötenbläser“

Julie Wolfthorn (1864 – 1944)

Gemälde von Julie Wolfthorn, Öl auf Leinwand, 46 x 36 cm
© Urheberrechte am Werk erloschen

Die androgyne Gestalt auf diesem Ölgemälde blickt den Betrachtenden direkt an. Das braune Haar ist gescheitelt, die schlanken Finger halten die Flöte an die Lippen. Ein gemustertes Tuch liegt über der rechten Schulter, die linke ist entblößt. Dichte Grüntöne und einige gelbe Tupfer bilden den Hintergrund.

Ist diese androgyne Erscheinung ein Mann oder eine Frau? Das Werk der Malerin Julie Wolfthorn ist als „Flötenbläser“, aber auch unter dem Titel „Flötenspielerin“ bekannt. Es zeigt einen jungen Faun oder Satyr – darauf deutet das spitze rechte Ohr hin – mit einer Flöte. Diese Waldwesen der antiken Mythologie waren nach traditionellem Verständnis immer männlich, wobei man im 19. Jahrhundert auch die Existenz weiblicher Satyrn für möglich hielt.

Das Gemälde entstand vermutlich in Rom, wo sich die Künstlerin im Jahr 1900 für einige Monate aufhielt. Ihre Modelle hat Wolfthorn dort im Freien studiert. Die lockere Malweise und die genau eingefangene Lichtstimmung weisen darauf hin. Vibrierende Sonnenflecken und grüne Schatten lassen die anmutige Figur mit den dichten Blättern hinter ihr verschmelzen. Ein Leben im Einklang mit der Natur – die Sehnsucht nach diesem Ideal ist hier das eigentliche Thema, egal ob ein Jüngling oder ein Mädchen auf der Flöte spielt.

Flötenbläser
um 1900
Öl auf Leinwand
46 x 36 cm
Zustiftung der Dr. Jörg Thiede-Stiftung, 2014

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