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Architektur

Berlin, gebaut und ungebaut

Architekturmodell von Otto Barning, Holz und Gips, 42,5 x 80 x 79 cm

Otto Bartning, Modell Sternkirche, um 1950

© Berlinische Galerie

Beigefarbenes Modell aus Gips und Holz. Die Dachflächen des kuppelförmigen Kirchengebäudes sind schuppenartig angeordnet, manche reichen bis zum Boden. Geometrische Fensterschlitze zwischen den Dachflächen schaffen Durchlässigkeit. Es gibt mehrere Eingänge und davor niedrige Treppen mit breiten Stufen.

Etwa 300.000 Pläne, 80.000 Fotografien, 4.000 Entwurfskartons für Glasmalereien und Mosaike, 3.000 Modelle und rund 800 Meter Aktenmaterial aus Nachlässen, Wettbewerben und Archiven, das ist die stolze Bilanz unserer Architektursammlung. Sie dokumentiert mit ihren umfangreichen Beständen nicht nur das gebaute, sondern auch das ungebaute Berlin – Ideen und Visionen, wie die Stadt hätte aussehen können.

Von 1900 bis in die Gegenwart reichen die Arbeiten und Dokumente zur Architektur und Stadtplanung in Berlin. In dieser Zeit wurde die Stadt immer wieder neu erfunden: Historismus im Kaiserreich, Neues Bauen während der Weimarer Republik, architektonischer Größenwahn im Nationalsozialismus, Wiederaufbau der geteilten Stadt im Kalten Krieg und das „Neue Berlin“ nach der deutschen Wiedervereinigung. Berlin ist und bleibt offenbar eine ewige Baustelle...

Berliner Architekturen der 1980er Jahre - Audiowalk, Foto: © Roman März

Audiowalks zu Architekturen der 1980er Jahre

Die Audiowalk-App zur Ausstellung „Anything Goes? Berliner Architekturen der 1980er Jahre“ erzählt Geschichten hinter den Bauten an ihren originalen Standorten in der Stadt. Drei Routen führen zu bedeutenden Gebäuden und Schauplätzen der IBA 87 in Kreuzberg und zu den postmodernen Bauten in West- und Ost-Berlin entlang der Friedrichstraße.

zur App

Die Sammlung enthält u. a. Werke folgender Architekt*innen, Künstler*innen und Fotograf*innen:
 

Fritz Adolf Becker, Otto Berg, Eduard Fürstenau, Cesar Klein, Friedrich Wilhelm Kleukens, Hans Koberstein, Arno Koernig, Bruno Möhring, Henry van de Velde, Otto Wegmüller

Otto Bartning, Heinrich Campendonk, Gabo, Ruth-Hildegard Geyer-Raak, Jacoba van Heemskerck, Werner Hegemann, Wilhelm Langstein, Hans Hubert Leufgen, Erich Mendelsohn, Johannes Niemeyer, Hans Poelzig, Johann Emil Schaudt, Johan Thorn Prikker, Martin Wagner


Ernst H. Börner, Otto Gerster, Kurt Grimm, Bruno Grimmek,  Hermann Kaspar, Karoline ("Rola") Junkersdorf-Uhlenhuth, Max Krajewsky, Emil Leitner, Sergius Ruegenberg

Otto Borutta, Hanns Dustmann, Fehling + Gogel, Bruno Flierl, Günther Kühne, Bruno Grimmek, Jasper Halfmann, Winnetou Kampmann, Klaus Müller-Rehm, Uwe Rau, Sergius Ruegenberg, Heinz Schudnagies, Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte, Fritz Tiedemann, Hilde Weström, Architekturbüro von Werder Pompinon Beyersdorff

Bangert Jansen Scholz Schultes (BJSS), Gottfried Böhm, Chestnutt_Niess Architekten, Max Dudler, Fehling + Gogel, gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Vittorio Gregotti, Hans Hollein, Daniel Libeskind, Álvaro Siza Vieira, Alison and Peter Smithson, Hildegard Léon and Konrad Wohlhage, Oswald Mathias Ungers

David Chipperfield, Peter D. Eisenman, Nicholas Grimshaw and Partners, Foster+Partner Architekten, Grüntuch Ernst Architekten, Zvi Hecker, J.P. Kleihues, Kollhoff Timmermann Architekten, KSV Krüger Schuberth Vandreike Architekten, Jean Nouvel, Sauerbruch Hutton Architekten, Francis Soler, Oswald Mathias Ungers

Highlights in der Sammlung

Nachlässe und Werkkomplexe

Eine besondere Rolle spielen Nachlässe und Werkkomplexe einzelner Künstler (chronologische Reihenfolge):

(1918 Berlin – 2003 Berlin)

Hermann Fehling (1909 Hyères – 1996 Berlin)
Daniel Gogel (1927 Berlin – 1997 Berlin)

Fehling + Gogel gehört zu den bedeutenden Architekturbüros der Berliner Nachkriegsmoderne. Im Sinne von Hans Scharoun entwickelte es die „organische Bauweise“ weiter. Es entstanden dynamische Raumstrukturen, die sich aus funktionalen Grundrissen ableiteten. Erste öffentliche Aufmerksamkeit erzielte das Büro 1957 mit der Errichtung des Berlin-Pavillons für die Ausstellung Interbau, gefolgt vom Studentendorf Schlachtensee (1956-1964). Für internationales Interesse sorgten ihre Wissenschaftsbauten: das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin (1965-1974), das Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching bei München (1974-1979), der Erweiterungsbau der Mensa der Freien Universität Berlin (1975), das European Southern Observatory (ESO) Headquarters in Garching bei München (1976-1980) sowie das Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Freien Universität Berlin (1978-1990).

Fehling + Gogel existierte von 1947 bis 1990 mit wechselnden Partnerschaften und Kooperationen. Hermann Fehling nahm ab 1947 erste Aufträge als freischaffender Architekt an. 1952 engagierte er Peter Pfankuch als Mitarbeiter, 1953 kam Daniel Gogel hinzu. Von 1956 bis zu Pfankuchs Ausscheiden 1960 firmierte das Büro unter dem Namen Fehling Gogel Pfankuch, dann unter Fehling + Gogel, wobei sich das Büro weiterhin durch eine offene Arbeitsweise im Team mit auch freien Mitarbeitern, wie Günter Ssymmank und Walter Arno Noebel auszeichnete. Ab 1984 bis zur Auflösung führte Daniel Gogel das Büro. Noch zu Lebzeiten übergab er den Büronachlass an das Schweizerische Architekturmuseum in Basel, aus dem das Archivgut 2020 auf Initiative der Witwe Karla Gogel-Pfefferkorn in die Berlinische Galerie kam.

Bestand: Modelle, Pläne, Zeichnungen, Fotografien, Archivalien (ca. 4000 Nummern)

Weitere Informationen unter: www.fehlingundgogel.de

(1862 Marburg/Lahn – 1938 Berlin)

Eduard Fürstenau wurde 1862 in Marburg/Lahn geboren. Er studierte Baukunst an der Technischen Hochschule Berlin. Exzellente Examina und Auszeichnungen eröffneten ihm den Eintritt in den preußischen Staatsdienst. Seit 1901 verantwortete er als Bauinspektor der Ministerialbaukommission in Berlin die Ausführung prominenter Kommunalbauten. 1905 wurde er zum Regierungs- und Baurat befördert und leitete die Hochbauabteilung im Ministerium für öffentliche Arbeiten. Daneben nahm er auch an Wettbewerben teil. Gezielt setzte er sich für den Bau von Synagogen ein. Sein erster Entwurf wurde in Dortmund gebaut. Es folgten Synagogen in Bielefeld und Siegen. Zu den Bauten, die er als preußischer Beamter verantwortete, gehören das Reichsbahnverwaltungsgebäude in Halle, das Polizeipräsidium in Magdeburg und das Verwaltungsgebäude des Preußischen Geheimen Staatsarchivs in Dahlem (1915-1920), ebenso die kaiserliche Akademie in Posen, das ehemalige Bundesverwaltungsgericht in Berlin sowie der Umbau der Staatsoper Unter den Linden, bei dem die von Knobelsdorff und Langhans vorgegebenen Formen erhalten wurden. Fürstenau blieb zeit seines Lebens der Ansicht treu, ein Bauwerk müsse über seine Funktion hinaus Tradition ausdrücken. Mit der Moderne der zwanziger Jahre konnte er nichts anfangen. Er starb im Jahre 1938.

Der Nachlass von Eduard Fürstenau kam 1987 in die Architektursammlung. Sein Wert liegt zum einen in den Einzelzeichnungen und Aquarellen - auch aus seiner Reisezeit in Italien und Spanien -, zum anderen vermitteln schriftliche Dokumente ein umfassendes Bild aus dem Leben Fürstenaus.

Bestand: Pläne, Zeichnungen, Aquarelle, Fotografien, Archivalien (ca. 800 Nummern)

(1890 Briansk/Russland – 1977 Waterbury, Connecticut/USA)

Naum Gabo studierte in München Medizin, Naturwissenschaften und schließlich Hochbau. Schon 1920 erregten seine revolutionären Versuche, Raum und Zeit im Medium der Bildhauerei darzustellen, in Russland Aufsehen. 1922 kam er nach Berlin und belebte die Kunstszene mit seinen Entwürfen konstruktivistischer Kunst. Seit 1952 war er amerikanischer Staatsbürger.
Gabos Entschluss, als Bildhauer 1931 an dem Wettbewerb für den Palast der Sowjets teilzunehmen, hatte ideologische und künstlerische Gründe. Sein Ziel war es, den herkömmlichen Architektenbau, dem er leeren Stilformalismus vorwarf, zu überwinden und diesem einen reinen Ingenieurbau entgegenzusetzen, der nach seiner Überzeugung allein dem Geist des Konstruktivismus und des Sozialismus entsprach. Die kühne Betonschalenkonstruktion sollte in einem speziell von Gabo entwickelten Falttragesystem erbaut werden. Der Entwurf lässt sich jenem Bereich des Konstruktivismus zuordnen, der eine fantasievolle Formensprache, neue Technologien und grandiose Dimensionen in sich vereinigt.
Unter den Skulpturen, Modellen und Zeichnungen aus Gabos Berliner Zeit (1922-1932) sind auch eine Reihe von Architekturzeichnungen teils utopischen Charakters, vor allem aber die Vorskizzen, Strukturpläne, Zeichnungen und schriftlichen Erläuterungen zu seinem Wettbewerbsbeitrag Palast der Sowjets.

Bestand in den Abteilungen Bildende Kunst, Grafische Sammlung, Künstler-Archiven und Architektursammlung: Pläne, Zeichnungen, Skizzen, Archivalien, Druckwerke, Skulpturen, Modelle (ca. 200 Nummern)

(1902 Berlin – 1969 Berlin)

Der Architekt Bruno Grimmek verantwortete in den 1950er Jahren zahlreiche prominente Bauten in Berlin, darunter das George C. Marshall-Haus und das Palais am Funkturm auf dem Messegelände, das Amerika-Haus in der Hardenbergstraße sowie die Gedenkstätte Plötzensee. Darüber hinaus gestaltete er in der Nachfolge von Alfred Grenander mehrere U-Bahnhöfe der heutigen Linien U6 und U9 (u. a. Turmstraße, Borsigwerke, Afrikanische Straße) in einem sachlichen Erscheinungsbild.

Am 16.2.1902 in Berlin geboren, stand Bruno Grimmek nach einjähriger praktischer Tätigkeit als Maurerlehrling und einer Ausbildung an der Baugewerkschule Berlin (1919-21) von 1928 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1964 im Dienst der Berliner Bauverwaltung. Während dieser Zeit nahm er an zahlreichen Wettbewerben im In- und Ausland teil, darunter Wettbewerb Hochschulstadt Berlin (1938/39), Entwurf für den Neubau des Hotel Bristol Berlin (1949/50), Entwurf für ein Kulturzentrum in Ägypten (1958).

Bruno Grimmek starb am 3.12.1969 in Berlin. Sein Nachlass - seit Juli 2009 in der Berlinischen Galerie - vermittelt anschaulich die bereits zu Lebzeiten in Fachkreisen anerkannten zeichnerischen und grafischen Fähigkeiten des Architekten.

Bestand:  Zeichnungen, Pläne, Entwurfsskizzen, Fotografien, Repro-Negative, Archivalien (ca. 1200 Nummern)

(1881 Mannheim – 1936 New Rochelle, New York)

Werner Hegemann wurde als Architektur- und Städtebaukritiker sowie Autor vor allem historischer Biografien bekannt. Von 1909 bis 1913 lebte er in Berlin. 1910 wurde er zum Generalsekretär der Städtebauausstellungen in Berlin und Düsseldorf berufen. Für seine Ideen zum Städtebau waren Aufenthalte in den USA (1905, 1908-1909, 1913-1921) folgenreich. Von 1922 bis 1933 kehrte er nach Berlin zurück. In dieser Zeit nahm er durch seine Tätigkeit als Kritiker entscheidenden Einfluss auf die architektonische Entwicklung Berlins. Seit 1924 war er Herausgeber der „Wasmuths Monatshefte für Baukunst“ und der Reihe „Der Städtebau“. 1930 publizierte er sein bekanntestes Werk „Das steinerne Berlin“. Zahlreiche Dokumente im Nachlass zeugen zudem von seiner Auseinandersetzung mit der beginnenden Herrschaft des Nationalsozialismus. Sein Buch „Entlarvte Geschichte“ wurde am 10. Mai 1933 in Berlin bei der Bücherverbrennung vernichtet. Hegemann musste Berlin verlassen, die deutsche Staatsbürgerschaft wurde ihm aberkannt. Von 1933 bis zu seinem Tod lebte er in New Rochelle, New York. Er lehrte an der New York School for Social Science. 

Bestand: Archivalien, Fotografien, Druckwerke (1112 Nummern)

Werner Hegemann Archiv Gesamtliste zum Download

(1927 Rangsdorf b. Berlin – 2001 Berlin)

Mit der Internationalen Bauausstellung 1957, jener viel beachteten Leistungsschau der internationalen Nachkriegsmoderne, begann die berufliche Laufbahn des Berliner Architekten Winnetou Kampmann, der einer weitverzweigten Künstlerfamilie entstammt. Als Mitarbeiter von Hilde Weström entwarf er funktionale Musterwohnungen, die in der Sonderschau „Die Stadt von morgen“ gezeigt wurden. Den Anspruch von hoher Wohnqualität verfolgte er später auch in zahlreichen Planungen für den Berliner Sozialen Wohnungsbau.
Ein weiterer Schwerpunkt seines Schaffens lag auf der Umgestaltung historischer Bauten in Berlin zur kulturellen, meist musealen Nutzung. Dazu zählen das Alte Kammergericht in der Kreuzberger Lindenstraße (heute Eingangsbau des Jüdischen Museums), das Bröhan Museum in Berlin-Charlottenburg, die Rekonstruktion des Hamburger Bahnhofs und der Wiederaufbau des kriegszerstörten Kunstgewerbemuseums nahe dem Potsdamer Platz (heute Martin-Gropius-Bau). Konzeptuelle Grundlage seiner Umbauten war die ebenso kritische wie sensible Auseinandersetzung mit Bestand und Umgebung.

Kampmanns gestalterische Wurzeln liegen in der klassischen Moderne der 1920er und 1930er Jahre. Als Sohn des Malers und Bildhauers Walter Kampmann, Mitglied der „Novembergruppe“, ist diese Prägung leicht erklärt. Kultiviert wurde diese Basis während seines Architekturstudiums von 1950-56 an der Berliner Hochschule für Bildende Künste (HBK) bei Paul G.R. Baumgarten, mit dem er die Vorliebe für klare Formen und stimmige Proportionen teilte. Als selbständiger Architekt arbeitete er die größte Zeit gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau, der Architektin Ute Weström.

Winnetou Kampmann war zudem Mitbegründer der Berlinischen Galerie und prägte über 20 Jahre lang als Vorsitzender und zuletzt Ehrenvorsitzender den Förderverein dieses Landesmuseums.

(1917 Berlin – 2008 Berlin)

Der Berliner Journalist und Architekturkritiker Günther Kühne veröffentlichte seit 1947 Publikationen über seine Wahrnehmung des internationalen Kunst- und Baugeschehens. Auf eine Ausbildung im Berliner Architekturbüro Ernst und Günther Paulus folgte das Studium der Kunstgeschichte an der Technischen Hochschule Berlin und an der Universität Gießen. Ab 1947 arbeitete Kühne als freier Journalist - eine Tätigkeit, die sich allmählich zur Haupttätigkeit entwickelte. Mit regelmäßigen Beiträgen in der Fachzeitschrift „Bauwelt“ von 1950 bis 1982 und als „Architekturstimme“ des Tagesspiegel machte er sich entgegen dem damaligen Zeitgeist zum Anwalt des Denkmal- und Ensembleschutzes. Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz ehrte Kühne für sein außerordentliches Engagement 1976 mit dem „Journalistenpreis“ und 1981 mit dem „Deutschen Preis“. Von 1973 bis 1980 gehörte Kühne sowohl dem Wettbewerbsausschuss als auch dem Beirat des Senators für Bau- und Wohnungswesen Berlin an. 1983 wurde er Mitglied im Denkmalbeirat Berlin.

Bestand: Manuskripte, Fotografien, Archivalien, Kernbibliothek (ca. 1000 Nummern)

(1863 Königsberg/Ostpreußen – 1929 Berlin)

Der Teilnachlass des Architekten Bruno Möhring kam 1979 in die Berlinische Galerie. Die Abbildung der 228 m langen Swinemünder Brücke, die Möhring und Friedrich Krause von 1902 bis 1905 errichteten, ist der Loseblattsammlung „Stein und Eisen“ entnommen. Dieses Kompendium erschien zwischen 1903 und 1909 und umfasst Fotografien technischer Industrie- und Verkehrsbauten. Möhring studierte an der Technischen Hochschule Berlin. Die theoretischen Studien lagen ihm wenig. Mit der Baupraxis wurde er zwischen 1888 und 1890 im Berliner Schlossbaubüro konfrontiert. Er befasste sich mit Baukonstruktion und Materialkunde und wagte früh den Sprung in die Selbständigkeit. Mit Präsentationszeichnungen für die Weltausstellung in Chicago 1893 und Wettbewerbsarbeiten im Bereich des Brückenbaus machte er sich einen Namen. Er gewann den Wettbewerb für die Bonner Rheinbrücke, errichtete die Moselbrücke in Traben-Trarbach und in Berlin neben der Stahlbrücke an der Swinemünder Straße den Hochbahnhof und das Viadukt an der Bülowstraße. Darüber hinaus gehen der Generalbebauungsplan für Groß-Berlin von 1910 (zusammen mit Rudolf Eberstadt und Richard Petersen), die Bebauungspläne für das Schöneberger Südgelände und für den mittleren Ortsteil Berlin-Treptow auf ihn zurück. Bei dem Wettbewerb für die Deutsche Botschaft in Washington gelang es ihm, sich gegen 270 Konkurrenzentwürfe durchzusetzen und den ersten Preis zu erzielen. Möhring beschäftigte sich nach dem Ersten Weltkrieg vermehrt mit Fragen des Städtebaus und gab die Zeitschrift „Stadtbaukunst“ heraus. Er hatte zahlreiche berufspolitische Ämter inne, galt als eine der markantesten Erscheinungen der älteren deutschen Architektengeneration und war bekannt als Feind der Cliquen.

Bestand: Pläne, Zeichnungen, Aquarelle, Fotografien, Druckwerke (ca. 150 Nummern)

(1907 Berlin – 1999 Berlin)

Klaus Müller-Rehm war als neunjähriger Junge von dem durch Hans Poelzig umgebauten Großen Schauspielhaus so sehr beeindruckt, dass er Architekt werden wollte. Er studierte bei Hans Poelzig, Heinrich Tessenow und Erich Blunck an der Technischen Hochschule Berlin. Nach seinem Diplom 1931 wurde er bei der Preußischen Bau- und Finanzdirektion in Berlin angestellt und im Krieg Heeresbauführer. 1946 erhielt er eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin.
Klaus Müller-Rehm war für die Entwicklung des modernen Wohnungsbaus seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Berlin maßgeblich mitverantwortlich. Zahlreiche Entwürfe für Kleinhäuser und preiswerten Wohnungsbau in der Nachkriegszeit zeugen von seinem effektiven Umgang mit der kostbaren Ressource Baumaterial. Sein erstes großes Projekt schuf er zusammen mit Gerhard Siegmann für die Bauausstellung „Interbau“ 1955/56 im Hansa-Viertel. Das Hochhaus „Giraffe“ erfüllte modernste Anforderungen an die Kleinstwohnung. Bis ins hohe Alter experimentierte er mit Hochhaustypen, so im „Sternhaus“, dem „Tanzenden Punkthaus“ und, als Beispiel, in realisierten Großwohnungsbauprojekten an der Heerstraße und in der Gropiusstadt. 1994 erhielt die Architektursammlung den Nachlass, der Modelle und Zeichnungen zu mehr als 60 Bauprojekten seit 1948 enthält.

Bestand: Pläne, Zeichnungen, Modelle, Fotografien, Archivalien, Druckwerke (ca. 2360 Nummern)

(1889 Halle – 1980 Steinstücken, Potsdam)

Angeregt durch den Architekten Theodor Fischer nahm Johannes Niemeyer 1908 das Studium der Architektur an der Technischen Hochschule in München auf. Nach 1913 reichte er ohne Erfolg Arbeiten bei verschiedenen Architekturwettbewerben ein. Eine schwere Krankheit und der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhinderten den Einstieg in die Architektenkarriere, so dass er von 1919 bis 1920 eine Tischlerausbildung an den „Deutschen Werkstätten“ in Dresden-Hellerau absolvierte. Er erhielt einen Lehrauftrag an der Burg Giebichenstein in Halle, den er bis 1924 wahrnahm. Nach wenigen realisierten Bauaufträgen wandte er sich 1928 weitgehend von der Architektur ab, um sich der Malerei zu widmen. Seine fantasievollen Architekturentwürfe stehen im Zeichen der Sachlichkeit und des Konstruktivismus.

Der Nachlass des Malers und Architekten Johannes Niemeyer ist ein wichtiger Bestand, der den Gedanken des Interdisziplinären, einer Grundidee der Berlinischen Galerie, in idealer Weise interpretiert. Seine Pastelle ergänzen den Sammlungsbestand der Bildenden Kunst, seine Naturfotografien sind der Fotografischen Sammlung zugeordnet, und die Architekturzeichnungen, welche die Tendenzen der „Neuen Sachlichkeit“ in den zwanziger Jahren aufzeigen, fanden Eingang in die Architektursammlung.

Bestand: Pläne, Zeichnungen, Pastelle, Aquarelle (ca. 1200 Nummern)

(1903 St. Petersburg/Russland – 1997 Berlin)

Sergius Ruegenbergs berufliche Karriere wurde bestimmt von seiner Tätigkeit in den Büros der weltbekannten Architekten Mies van der Rohe und Hans Scharoun. Daneben hat Ruegenberg aber auch ein bedeutendes eigenes architektonisches Werk hervorgebracht und sich zeitlebens als kreativer und phantasievoller Zeichner sowie Modellbauer ausgezeichnete.

Ruegenberg wurde 1903 in St. Petersburg/Russland geboren, die Russische Revolution zwang die wohlhabende Familie jedoch 1917 zur Flucht nach Berlin. Dort besuchte Ruegenberg die Baugewerkschule, die er 1924 als staatlich geprüfter Hochbautechniker verließ. Nach einer Lehre im Büro des Architekten und Designers Bruno Paul wird Ruegenberg 1925 im Büro von Mies van der Rohe beschäftigt. Hier war er an den Projekten Afrikanische Straße (Berlin) Haus Tugendhat (Brünn) und am Entwurf und Bau des Repräsentationspavillon des Deutschen Reiches für die Weltausstellung in Barcelona (sog. Barcelona Pavillon) beteiligt und dabei oft mit Zeichenaufgaben beschäftigt.

Nach Kriegsende kehrte Ruegenberg nach Berlin zurück und arbeitet unter Hans Scharoun beim Magistrat von Groß-Berlin für das Planungskollektiv für den Wiederaufbau Berlins. In dieser Zeit entstehen zahlreiche Entwurfsarbeiten besonders für Kulturbauten, Schulen und Kinos.

1947 beteiligt sich Ruegenberg am städtebaulicher Wettbewerb "Rund um den Zoo", wobei sein utopischer Entwurf eines Flughafen für Aufsehen sorgt. Bis 1956 arbeitet Ruegenberg für Scharoun und ist an zahlreichen Projekten beteiligt wie z.B. dem Wettbewerb zum Bau der Amerika Gedenkbibliothek. Die lange Zeit im Büro von Scharoun prägte auch Ruegenbergs Architektursprache: seine Entwürfe zeichnen sich durch individuelle und flexible Grundrisse aus, die rechte Winkel meiden. Ruegenbergs Ideal war eine menschliche Architektur mit hellen, offenen Räumen und Entwürfen, die den Bauaufgaben angepasst sind, und so Anonymität vermeiden.

Nach dem Ende seiner Beschäftigung bei Scharoun war Ruegenberg bis zu seiner Pensionierung 1968 im Bezirksamt Spandau beschäftigt. Während dieser Zeit entstanden Bauten wie die Friedhofskapelle am Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf, das Haus Rittinghausen im Hansaviertel, sein Privathaus in Berlin-Kladow und die Grundschule in Reinickendorf. Ruegenberg starb 1997 mit 94 Jahren in Berlin. Viele seiner Bauten stehen heute unter Denkmalschutz.

(1887 Ribnitz/Mecklenburg – 1955 Berlin)

Grete Schröder-Zimmermann kam 1909 an die Kunst- und Gewerbeschule zu Hans Poelzig in Breslau. Sie arbeitete bis 1914 in dessen Atelier und war unter anderem an Projekten wie der Chemischen Fabrik in Luban/Posen, der Jahrhundertausstellung in Breslau und an Entwürfen für den Wettbewerb zum Königlichen Opernhaus in Berlin beteiligt. Von 1925 bis 1930 studierte sie an der Technischen Hochschule Berlin und wurde dort später Assistentin am Lehrstuhl für Baugeschichte. Nach dem Krieg war sie Dozentin an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin.
Der Nachlass von Grete Schröder-Zimmermann, der den Einfluss von Hans Poelzig auf die Architektin erkennen lässt, enthält neben Archivalien, Büchern, Zeitschriften und Zeichnungen auch Fotografien, die bislang unbekannte frühe Bauprojekte Hans Poelzigs aus seiner Breslauer Zeit dokumentieren. Erhalten geblieben sind zudem fünf Skizzen ihres Lehrers.

Bestand: Zeichnungen, Pläne, Fotografien, Archivalien, Druckwerke (ca. 1000 Nummern)

(1925 Berlin – 1997 Provence/Frankreich)

Heinz Schudnagies studierte ab 1946 das Architektenfach an der Technischen Universität Berlin. Von Beginn an war Hans Scharoun ihm ein Vorbild. Seit 1956 als freischaffender Architekt in Berlin tätig, realisierte Schudnagies zahlreiche Wohnhäuser. Grundgedanken seines Schaffens waren die Ideen des Bauens in freier Gestalt, der Konstruktion ohne feste Raster oder vorgeformte Schemata sowie die Entwicklung des Raumes von innen nach außen. Er widmete sich zeitlebens dem Bau von Wohnhäusern. Alle rechten Winkel und statisch normierte Regelwerke ablehnend, entstanden „Behausungen“ (Schudnagies) auf der Grundlage eines individuellen Raumplanes, der auf die Bedürfnisse der Bewohner maßgeschneidert wurde. Das Geheimnis seiner Baugestalten resultiert nicht aus der Neuerfindung der Form, sondern aus der Realisierung des Möglichen.

Bestand: Pläne, Zeichnungen, Modelle (ca. 1320 Nummern)

(Ralf Schüler: 1930 Berlin – 2011 Berlin, Ursulina Schüler-Witte: 1933 Berlin – 2022 Berlin)
Das Ehepaar betrieb ein gemeinsames Architekturbüro.

(Franz-Heinrich Sobotka 1907 Wien – 1988 Berlin, Gustav Müller 1906 Wien – 1987)

(1912 Neisse/Oberschlesien – 2013 Berlin)

Die Architektin Hilde Weström fühlte sich dem "sozialen Bauen" verpflichtet. Nach dem Abitur und einem anschließenden Praktikum im Tischler- und Maurerhandwerk studierte sie zunächst an der Technischen Hochschule Berlin und beendete 1938 ihr Studium an der Technischen Hochschule Dresden. 1945 floh sie nach einem Zwischenaufenthalt in Breslau nach Berlin und gründete dort 1949 ein eigenes Architekturbüro. Ein Jahr zuvor war sie als eine der ersten Frauen in Deutschland in den "Bund Deutscher Architekten" (BDA) aufgenommen worden. Das in der Zeit von 1947 bis 1981 entstandene Werk Weströms lässt die Auseinandersetzung der Architektin mit den Grundsätzen Tessenows, Mies van der Rohes und dem Bauhaus erkennen. Die Spannbreite ihrer Bauaufgaben umfasst Schulen, öffentliche Verwaltungsgebäude sowie kirchliche und Fabrikbauten. Ihr Hauptinteresse galt dem Wohnungsbau. So war sie 1957 an der Ausstellung "Die Stadt von Morgen", die im Rahmen der Bauausstellung "Interbau" im Berliner Hansaviertel gezeigt wurde, mit Entwürfen für Musterwohnungen beteiligt.

Bestand: Pläne, Zeichnungen, Archivalien, Fotografien (ca. 600 Nummern)

(1875 Aken/Elbe – 1951 Hovedissen bei Bielefeld)

Die Berlinische Galerie bewahrt den Teilnachlass der Architektin Emilie Winkelmann. Sie ist die erste Frau, die in Deutschland Architektur studierte und in Berlin ein eigenes Architekturbüro leitete. Der größte Teil ihrer Arbeiten fiel im Krieg einem Brand zum Opfer. Nur das zuvor einer Freundin anvertraute Material kam auf Umwegen in das Museum. Ab 1902 studierte sie als Gasthörerin an der Technischen Hochschule in Hannover das Architektenfach. Frauen waren erst ab 1909 zum Studium zugelassen. Selbst der Versuch, sich unter dem Namen Emil Winkelmann einzuschreiben, ermöglichte ihr nicht den Zugang zum Studium. Als sie trotz Zusage die Diplomprüfung nicht ablegen durfte, gründete sie ohne Studienabschluss 1908 in Berlin ein Architekturbüro, das zeitweise 18 Mitarbeiter beschäftigte. Bis zum Zweiten Weltkrieg erbaute sie in und um Berlin eine Anzahl von Stadtvillen und Landhäuser für namhafte Bauherren. Herausragend ist das Luisenstift, ein Mädchenlyzeum, das von Königin Luise in Berlin begründet wurde. Während des Krieges kam sie im westfälischen Hovedissen bei der Familie eines ihrer Bauherren unter. Noch im hohen Alter wirkte sie hier in der Nachkriegszeit bei Wiederaufbauarbeiten mit.

Bestand: Pläne, Zeichnungen, Druckwerke, Fotografien, Archivalien (ca. 90 Nummern)

(Architekturbüro in Berlin von 1968 bis 1982)

Die Materialien des Architekturbüros von Werder, Pompinon, Beyersdorff dokumentieren beispielhaft das Berliner Baugeschehen der 1960er und 1970er Jahre.
Dank staatlich geförderter Wohnungsbauprogramme widmete sich das Büro bis Ende der 1970er Jahre hauptsächlich dem Wohnungsneubau im Westteil Berlins. Neben den großen Siedlungen am Rande der Stadt stand die Lückenschließung der im Stadtzentrum entstandenen Kriegsschäden im Vordergrund.
Stilistisch orientierten sich die Architekten mit ihren kubischen Formen, ineinandergeschobenen Raumvolumen, freistehenden Wandscheiben und kühnen Auskragungen an Motiven des Neuen Bauens der Vorkriegszeit. Weitere charakteristische Kennzeichen ihrer Bauten sind neben halbrunden Balkonkästen der Einsatz poppiger Fassadenfarben und die Verwendung von Sichtbeton an großen Außenwandflächen. Ihre Grundrisse zeichnen sich durch außergewöhnliche Lösungen aus, wie etwa halbgeschossig versetzte Wohnetagen.
Bedeutender Einzelbau des Büros ist das für die Eigennutzung der beiden Architektenfamilien von Hasso von Werder und Uwe Pompinon errichtete Stadthaus in der Herderstraße 16 in Berlin-Charlottenburg. Zur optimalen Ausnutzung des schmalen, innerstädtischen Grundstücks verteilten die Architekten die Wohnfläche über fünf auf halbem Geschoss gegeneinander versetzt verlaufende Etagen. Bei größtmöglichem Verzicht auf Türen entsteht der Eindruck eines einzigen offenen Wohnraums. Die zur Unterstützung ihrer plastischen Formen einst kontrastreiche Farbfassung der Fassade ist heute leider nicht erhalten.

Bestand: Fotografien, Modelle, Dokumente (ca. 150 Nummern)

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Zeichnung von Franz Müller, Kreide über Diazotypie auf Papier, 71,2 x 90,5 cm

Neuanfang und Neuaufbau

Architektur nach 1945 in Ost- und West-Berlin

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