Ungebautes
Meisterwerk:
Die Sternkirche

Otto Bartning (1883 – 1959)

Architekturmodell von Otto Barning, Holz und Gips, 42,5 x 80 x 79 cm
© Berlinische Galerie

Beigefarbenes Modell aus Gips und Holz. Die Dachflächen des kuppelförmigen Kirchengebäudes sind schuppenartig angeordnet, manche reichen bis zum Boden. Geometrische Fensterschlitze zwischen den Dachflächen schaffen Durchlässigkeit. Es gibt mehrere Eingänge und davor niedrige Treppen mit breiten Stufen.

Die Sternkirche von Otto Bartning (1883 – 1959) ist ein Meisterwerk des Expressionismus und wurde doch nie gebaut. Auf dem Grundriss eines siebenzackigen Sterns entwickelte der Architekt einen symbolisch aufgeladenen Bau: In seiner Mitte stehen Altar und Kanzel. Das kuppelförmige Dach setzt sich aus einzelnen, spitz zulaufenden Teilen zusammen. Im Inneren wachsen schlanke Säulen steil nach oben. Sie verschränken sich ebenfalls zu spitzen Bögen, die an mittelalterliche Gotik erinnern. Von allen Seiten sollten die Gläubigen die Kirche betreten und auf ansteigenden Bänken den Gottesdienst verfolgen. Die althergebrachte Hierarchie – vorne der Pfarrer, der von der Kanzel herab predigt, und hinten die Gemeinde – gibt es hier nicht mehr.

Bartning konzipierte die Sternkirche 1922 als Typenlösung aus Holz, die mehrfach gebaut werden sollte. Anders als andere Architekt*innen des Expressionismus, entwarf er keine reinen Fantasiebauten. Bartning war ein Pragmatiker, der darauf achtete, dass seine Entwürfe auch umzusetzen waren. Die Notkirchen, die er als Typenbauten nach dem Zweiten Weltkrieg tatsächlich realisierte, folgen der Grundidee der Sternkirche.

Sternkirche
Entwurf 1922, Modell um 1950
Holz, Gips
42,5 x 80 x 79 cm
Schenkung der Union der Evangelischen Kirche Berlin, 2000

Otto Bartning
(1883 Karlsruhe – 1959 Darmstadt)

Otto Bartning studierte Architektur in Karlsruhe und Berlin. 1918 wurde er Mitglied der Novembergruppe und des Arbeitsrates für Kunst. Anfang 1926 baute er die Staatliche Bauhochschule Weimar, Nachfolgeinstitut des Weimarer Bauhauses, auf, an der er bis 1930 Direktor war. Als selbstständiger Architekt und Theoretiker entwarf er zahlreiche Kirchenbauten im In- und Ausland. Seit 1950 war er Präsident des Bundes Deutscher Architekten (BDA). 1953 wurde die Otto-Bartning-Stiftung mit Sitz in Darmstadt gegründet. Bartning war Mitglied der Akademie der Künste Berlin und Ehrenmitglied des Royal Institute of British Architects (RIBA).

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